Die Rheumatologie befasst sich mit immunologisch bedingten entzündlichen Systemerkrankungen und ist daher weit mehr als ein Teilgebiet der Inneren Medizin, als das sie üblicherweise gerne aufgefasst wird. Historisch entstanden als Lehre von den entzündlichen Erkrankungen der Bewegungsorgane, ist sie mittlerweile weit darüber hinausgewachsen und nimmt im besten Sinne den ganzen Menschen in den Blick.
Denn entzündliche Systemerkrankungen können sämtliche Organe einbeziehen. Selbst das klassische Gelenkrheuma, unbestritten eines der Hauptthemen der Rheumatologie, ist eine Systemerkrankung, wie die vielfältigen Organbeteiligungen (z. B. Herz, Haut, Lunge, Niere, Augen, Gefäße, zentrales und peripheres Nervensystem) zeigen.
Am anderen Ende des Spektrums finden sich Erkrankungen, die auf den ersten Blick gar nicht als rheumatische Systemerkrankungen erscheinen mögen, weil zum Beispiel Fieber ohne Organhinweis das Bild beherrscht. Spätestens, wenn die "üblichen Verdächtigen" (Bakterien, Viren) verhaftet und als unschuldig erkannt worden sind, tritt die Rheumatologie auf den Plan und ordnet die Erkrankung als entzündliche Systemerkrankung ein. Nicht selten ist das Fieber dann bei einem jungen Menschen durch eine Vaskulitis (z. B. Takayasu-Vaskulitis) oder eine Kollagenose (z. B. Lupus erythematodes Erythematodes) oder beim älteren Menschen durch eine Polymyalgia rheumatica, eine anlaufende Rheumatoide Arthritis oder eine Riesenzellarteriitis zu erklären. So lässt sich manche diagnostische Abenteuerreise deutlich verkürzen.
Rheumatologische Erkrankungen können nur dann angemessen diagnostiziert, verstanden und behandelt werden, wenn von Anfang an der Systemgedanke berücksichtigt wird. Und umgekehrt führt erst der in diesem Sinne systematische Blick auf unklare Organerkrankungen am Ende möglicherweise zur Diagnose einer rheumatologischen Erkrankung. Damit ist die Rheumatologie eben mehr als ein Spezialgebiet, sie ist gleichzeitig ein interdisziplinäres Fach par excellence. Da aber das interdisziplinäre Denken allein nicht reicht, sondern das diagnostische und therapeutische Handeln auch organspezifisch vertieft werden muss, damit Diagnostik und Therapie nach den neuesten Erkenntnissen möglich sind, pflegen wir intensiv die Schnittstellen zur Kardiologie, Dermatologie, Pneumologie, Nephrologie, Neurologie und anderen Spezialdisziplinen. Nicht zuletzt soll auch die Orthopädie erwähnt werden als Schnittstelle zu den nicht primär entzündlichen, eher verschleißbedingten (z. B. Arthrose, degenerative Wirbelsäulenerkrankungen) oder funktionell bedingten und dann gut behandelbaren Schmerzsyndromen.